Bitte beachten Sie die Öffnungszeiten des Ludwig Roselius Museums.
Die Grundmauern des ältesten Gebäudes der Böttcherstraße gehen vermutlich bis in das 14. Jahrhundert zurück. 1588 wurde das Haus als Neubau im Stil der Renaissance errichtet. Ludwig Roselius (1874–1943) erwarb das Gebäude und gab ihm den Namen »Roselius-Haus«. Dem Idealbild eines mittelalterlichen Bremischen Bürgerhauses folgend, ließ er es mit einem Treppengiebel versehen, ausbauen und zum Museum umgestalten.
1928 machte er darin seine kostbare Sammlung von Kunst und Kunsthandwerk des nordeuropäischen Raums der Öffentlichkeit zugänglich. Der Bau wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt, doch konnte er genau rekonstruiert werden. Die Sammlung wurde durch Auslagerung gerettet, so dass sich das Museum heute so präsentiert, wie es der Gründer wollte: Erlesene Einrichtungsgegenstände erzeugen die stimmungsvolle Atmosphäre gehobener bürgerlicher Wohnkultur. Hochrangige Kunstwerke fügen sich in ein Ensemble von kostbaren Möbeln, Teppichen, Wandbekleidungen und Kunstgewerbe.
Die Diele des altbremischen Bürgerhauses diente als Empfangs-, Umschlags- und Werkstattraum. Im Roselius-Haus erinnert sie an die kaufmännische Tradition Bremens. Willkommen geheißen wird der Besucher durch die mittelalterliche Eichenholz-Skulptur des Hl. Christophorus, des Schutzpatrons der Schifffahrt (um 1510/1520).
Das Schiffsmodell eines Tonnenbojers (18. Jh.) erinnert an die Bedeutung der schiffbaren Weser für Bremen, während der lübische Waagbalken (16. Jh.) den hansestädtischen Handel vergegenwärtigt. Spindeltreppe wie Galerie, von der einst der Hausherr das geschäftige Treiben kontrollierte, sind Nachbildungen der 1944 zerstörten Barock-Einbauten. Die Einrichtungsgegenstände sind jedoch erhalten geblieben: der 14-armige Bronzegussleuchter, beide Eichenschränke (17./18. Jh.), der Tisch (17. Jh.) und die bäuerlichen Dreieckstühle (18. Jh.). Die Gravur der bremischen Zinn-Tellerschale (18. Jh.) mit ihrem Lob auf den Handel könnte als das Motto für den ganzen Raum gelten: »O Herr, laß diese Quelle nie versiegen«.
Lucas Cranach der Ältere (1472–1553) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Künstler der Reformationszeit. Anfänglich Landschaftsmaler, konzentrierte er sich bald auf Porträts.
Seine Gemälde dokumentieren die Umbruchphase, in der sich der künstlerische Blick von der sakralen Bildtradition zu lösen und sich dem Irdisch-Menschlichen zuzuwenden beginnt. Die Bildnisse von Martin Luther und seiner Frau Katharina von Bora (beide 1529) und das Gemälde Christus als Schmerzensmann (um 1537) bezeugen diesen Übergang. Das Bildnis des Philipp Melanchthon (1555) von Lucas Cranach dem Jüngeren schließt hieran an.
Während Cranach und seine Werkstatt noch wiedererkennbare »Typen« schufen, stellt das Stifterbildnis Wilm Dedekes (um 1510) bereits sehr viel realitätsnäher individuelle Menschen der Zeit dar.
Die Schnitzereien auf dem holsteinischen Eckschrank (Hörnschapp, um 1600) zeigen Szenen aus dem Gleichnis des verlorenen Sohnes.
Im Oberlichtsaal, dem ehemaligen Innenhof des Hauses, sind sakrale Werke des Mittelalters und Spätmittelalters (14. bis 16. Jh.) zu sehen.
Die Tafelmalerei dieser Zeit bevorzugte Holz als Bildträger. Insbesondere die Bilder, die das Thema der Maria lactans, der stillenden Mutter Gottes, variieren, veranschaulichen die Entwicklung von der sakralen Bildauffassung des Mittelalters hin zu einer realitätsnäheren der Renaissance. Conrad von Soest reduzierte die beiden Figuren in seiner goldgrundierten Flächenkomposition (um 1410/1420) noch auf typische Merkmale, auf der Tafel aus der Werkstatt des Joos van Cleve (1510/1520) wird das Motiv durch eine weltliche Stifterfigur erweitert. Die nachfolgenden Darstellungen Marias und anderer Heiliger werden bereits zunehmend in zeitgenössische Innenräume und Landschaften verlegt und mit profanen Attributen versehen, wodurch die zunehmende Verschmelzung religiöser und weltlichen Denkens ihren Ausdruck findet.
Das Esszimmer vereint Kunsthandwerk des 16. bis frühen 18. Jahrhunderts mit Bildnissen der Renaissance.
Die kostbare, geprägte und bemalte Ledertapete des Hochbarock (1720), die mit biblischen Szenen beschnitzte Bremische Truhe (um 1600) und der mit Obstholz furnierte Eichenschrank (18. Jh.) vermitteln die Atmosphäre eines altbremischen Repräsentationsraums des gehobenen Bürgertums.
Die Porträts zeigen Menschen in würdevoller, doch realitätsnaher Art und Weise. Ein neues bürgerliches Selbstbewusstsein führte in der Renaissance zu einer Blüte der Porträtkunst, deren Schwerpunkt auf der Entfaltung individueller Züge liegt.
Der Raum in Form einer kleinen Kapelle, mit Glasmalereien in den Spitzbogenfenstern, zeigt kostbare spätmittelalterliche Skulpturen. Das enge Zusammenspiel von Architektur und Plastik ist charakteristisch für die Gotik, wobei sich die Skulpturen allmählich aus der Wand lösen und verselbstständigen. Kennzeichnend für diese Zeit sind freistehende, leicht gebeugte Figuren mit einem S-förmigen geschwungenem Körper und einer weichen Zeichnung des Gesichts. Die Dargestellten nehmen individuelle, menschliche Züge an, doch religiöse Inhalte stehen nach wie vor im Vordergrund.
Die für die Gotik typische starke Ausbildung der Gewandfaltung lässt sich besonders an der Madonna mit der Birne aus dem Umfeld des Meisters von Osnabrück (um 1520) nachvollziehen. Wie fast alle Holzskulpturen war auch dieses Werk – ähnlich der frei in Raum hängenden Doppelfigur Maria mit Kind und Anna Selbdritt – ursprünglich bemalt und in Gold gefasst.
Der wertvolle Silberschatz, dessen Meisterwerke die Gold- und Silberschmiedekunst in die Zeit vom 16. bis 20. Jahrhunderts zu datieren sind, ist Eigentum der Compagnie der Schwarzen Häupter aus Riga.
Im Mittelalter schlossen sich unverheiratete deutsche Kaufleute in Riga zu der Bruderschaft zusammen, um neben weltlichen Aufgaben »für das Seelenheil ihrer Mitglieder« zu sorgen. Unter dem Patronat des Hl. Mauritius, dessen Darstellung alle Werke schmückt, wird diese Tradition einer eingeschworenen Patriziergesellschaft gepflegt. Heute – nach Vertreibung aus Riga und langer Suche nach einem geeigneten Ort – trifft sich die Compagnie alljährlich einmal im Schütting zum »Brudermahl«. Die Tafel wird zu diesem Anlass mit wertvollen Teilen des Schatzes gedeckt.
Zu den kostbarsten Werken zählen das St. Georgsreliquiar von 1507 und die Prunkkanne in Gestalt des Hl. Mauritius auf einem Hippokampen (um 1665). Die Verbindung des Heiligen mit dem Mischwesen aus Pferd und Fisch in diesem barocken Meisterwerk erklärt sich aus der Bedeutung, die die Seefahrt für die Kaufleute besaß.
Mit Parkett, Kassettendecke, großer Eichenholztafel, Prunkschrank und Gobelin trägt der Treppensaal den Charakter eines Festsaals. Herausragende Ölgemälde des Raums ist Paulus und Barnabas in Lystra von den Antwerpener Künstlern Hans Vredeman de Vries und Gillis Mostaert (1567). Es entstand unter dem Eindruck von Raffaels szenographischer Bildarchitektur.
Das glanzvolle Ensemble wird bereichert durch barocke Gemälde (17. und 18. Jh.): Stillleben, Bildnisse und Darstellungen mythologischer Themen in reicher Farbigkeit und dynamischen Kompositionen. Einen Schwerpunkt bilden dabei die Porträts prunkvoll gekleideter Menschen, die das starke Repräsentationsbedürfnis des 17. Jahrhunderts dokumentieren. Auch die Stillleben bezeugen Reichtum, Prunksucht und Sinnesfreuden, doch schwingt in ihnen die Mahnung an die Vergänglichkeit (Vanitas) alles Irdischen mit. Seit Sommer 2013 beherbergt der Raum außerdem die zeitgenössischen Fotoarbeiten von Esther Haase.