Als Meisterschüler der Düsseldorfer Akademie reiste Bernhard Hoetger 1900 zur Pariser Weltausstellung und beschloss, in der französischen Hauptstadt zu bleiben. Die Werke dieser Jahre stehen zunächst noch ganz unter dem Einfluss der impressionistischen Bildhauerei Auguste Rodins sowie des Jugendstils. Julius Meier-Graefe setzte sich mit seiner Ende 1899 gegründeten Pariser Art Nouveau-Galerie La Maison Moderne als erster für die Skulpturen von Hoetger ein und stellte Kontakte zu Karl Ernst Osthaus und Hugo von Tschudi her. Die erste, 1904 erschienene Auflage von Meier-Graefes „Entwicklungsgeschichte der Modernen Kunst“ sieht Hoetger als Erneuerer der Skulptur in der Nachfolge von Rodin und Meunier.
In Meier-Graefes Galerie präsentierte Hoetger 1901 erstmals seine Plastiken von Bettlern und Pariser Straßentypen. Daneben fertigte er eine Reihe von bewusst dem Jugendstil verpflichteten Bronzen, die wohl direkt für die Galerie geschaffen wurden. Zu diesen „Statuettes décoratives“, von denen die Museen Böttcherstraße einige Exemplare besitzen, zählen auch die Kleinen Nymphen. Sie zeichnet aus, wie die beiden Frauenkörper harmonisch ineinanderfließen und wie es Hoetger dabei gelingt, Bewegung und Lebendigkeit zu erzeugen. Die bewusst erotische Ausstrahlung der Gruppe ist ein weiteres Charakteristikum des Jugendstils.
Die Museen Böttcherstraße umfassen neben der Sammlung Ludwig Roselius mit Altmeisterwerken und Arbeiten von Paula Modersohn-Becker auch ein umfangreiches Konvolut an Werken von Bernhard Hoetger (1874-1949). Von diesem Bildhauer, Grafiker, Entwerfer und Architekten stammt der Bau des Paula Modersohn-Becker Museums (1927) und des Haus Atlantis (1931), darüber hinaus ist er mit zahlreichen Skulpturen im Gesamtkunstwerk der Böttcherstraße präsent. Bremen und die Böttcherstraße beherbergen so die größte und bedeutendste Sammlung des Künstlers. Mit diesem Ankauf ist es gelungen, die Sammlung um ein Objekt aus einer bedeutenden Werkphase von Bernhard Hoetger zu schließen.
In der Ausstellung »Luigi Colani und der Jugendstil. Natur Mensch Design« belegt diese Bronze eindrucksvoll, dass sich auch der Erbauer des Paula Modersohn-Becker Museums von der Kunst der Jahrhundertwende inspirieren ließ und als ein wichtiger Vertreter des Deutschen Jugendstils gelten darf.
Diese Neuerwerbung wurde ermöglicht durch private Spenderinnen und Spender aus dem Freundes- und Förderkreis der Museen Böttcherstraße.