Unverblümt
Camilla Nicklaus-Maurer & Paula Modersohn-Becker
8.5. ‐ 1.9.2021
„Betreten erwünscht“ heißt es in der Ausstellung „Unverblümt“ im Paula Modersohn-Becker Museum. Denn erst wenn die Besucherinnen und Besucher das Samenfeld der Künstlerin Camilla Nicklaus-Maurer (*1983) begehen, wird ein leicht nussiger, krautartiger Duft freigesetzt. Dieser entströmt aus den unzähligen Samenkörnern von Wiesen-Kümmel, Koriander, Fenchel, Petersilie und Schabziger Klee, die auf dem Boden verteilt sind. Doch nicht willkürlich: Denn von einem bestimmten Punkt des Raumes wird der titelgebende Schriftzug „Unverblümt“ sichtbar, der mit der perspektivisch verzerrten Technik in das Samenfeld geschrieben ist.
Inspiriert wurde Camilla Nicklaus-Maurer zu diesem Kunstwerk durch die Blumenbildnisse von Paula Modersohn-Becker (1876-1907), von denen eine Auswahl im selben Raum mit dem Samenfeld ausgestellt sind. Die Malerin setzte sich auf vielfältige Art und Weise immer wieder mit Blumen auseinander – ob als zentrales Bildmotiv, Stillleben, Beiwerk oder ornamentaler Hintergrund. Mit dem Schriftzug und Titel des Kunstwerks „Unverblümt“ sowie der Duftauswahl der Samen, schafft Camilla Nicklaus-Maurer einen vielschichtigen Bezug zum Werk von Modersohn-Becker und ermöglicht eine zeitgleiche visuelle und olfaktorische Kunsterfahrung.
Zur Künstlerin:
Camilla Nicklaus-Maurer (*1983) studierte experimentelle Bildhauerei mit Schwerpunkt Papier, Kunstpädagogik mit Schwerpunkt Skulptur und Rauminstallation sowie Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste München. 2012 schloss sie das Studium der Bildhauerei mit Diplom ab und promoviert dort aktuell zum Thema: Der Geruch in der zeitgenössischen Kunst. Sie war unter anderem beteiligt an Ausstellungen in Korea, Belgien und Tschechien sowie an zahlreichen Projekten in Deutschland. Die Künstlerin greift vornehmlich ortsspezifische Strukturen sowie Bezüge zu vorhandenen künstlerischen Positionen auf und setzt diese frei assoziativ in Geruchskunstwerke um. Sie lebt und arbeitet in Grainau, Bayern.