,,Ein Ölportrait ist ein Statussymbol. Diese Symbolkraft wollte ich nutzen, um einigen der Personen, die sich hinter den anonymen Fernsehbildern von Flüchtlingsströmen verbargen, ein Gesicht und auch eine Stimme zu geben.‘‘
Ruprecht von Kaufmann
Ruprecht von Kaufmann gilt als einer der führenden Vertreter der zeitgenössischen erzählerischen Malerei. Er studierte von 1995 bis 1997 in Kalifornien am Art Center College of Design. Anschließend arbeitete er als freischaffender Künstler in Los Angeles und New York. Die Werke, des heute in Berlin lebende Künstlers, sind in internationalen Sammlungen und Institutionen vertreten. 2018 widmete die Kunsthalle Erfurt dem Künstler eine umfassende Einzelausstellung.
Bei seinem aktuellen Ausstellungsprojekt handelt es sich um eine Porträtserie von Geflüchteten: Sie trägt den Titel »Inside the Outside« und wurde im Januar 2019 im Headquarter der Vereinten Nationen in New York erstmalig ausgestellt. Direkt im Anschluss daran, zeigen wir die Porträts bei uns im Ludwig Roselius Museum.
Die Intention ist es, die Bilder nicht als geschlossene Gruppe zu zeigen, sondern sie in die bestehenden altmeisterlichen Gemälde-Ausstellungen zu integrieren.
In der Kunstgeschichte war ein in Ölfarben gemaltes Porträt über Jahrhunderte ein Privileg der Reichen. Die Porträts der Geflohenen neben die Gesichter der Adeligen und Mächtigen zu reihen, unterstreicht die Verletzlichkeit und Einzigartigkeit ihrer Antlitze. Für die BetrachterInnen wird ein neuer Raum geschaffen, der zur Reflexion einlädt und der sich von den gewohnten hektischen Medienbildern distanziert. In Gang gesetzt wird ein Denkprozess, der sich über bloße Emotionalität erhebt.
Über das Projekt
Als Ruprecht von Kaufmann mit der Porträtserie »Inside the Outside« über Geflohene begann, waren die Medien von Bildern ankommender Flüchtlingsströme bestimmt. Fernsehsender zeigten eine anonyme Masse von Menschen, die mit Booten in Lampedusa und Lesbos anlegten oder lange Fußmärsche über die Balkanroute auf sich nahmen. Einige von ihnen weinten bei ihrer Ankunft in der ,,Festung Europa‘‘, andere trugen ein erleichtertes Lächeln in ihrem Gesicht und wieder andere waren versunken in ängstlichen Gedanken, welche Zukunft in dem fremden Land vor ihnen liegt.
Ruprecht von Kaufmann wollte erfahren, was Menschen bewegt, ihre Heimat und alles Vertraute hinter sich zu lassen, um für ein Obdach in der Fremde die großen Risiken einer Flucht auf sich zu nehmen. Zwei Jahre lang lud der Berliner Maler Flüchtlinge in sein Atelier und porträtierte sie. Entstanden ist dabei eine 26-teilige Werkserie. So verschieden die Gesichter der Porträtierten sind, so individuell sind auch ihre Geschichten über ihre Vergangenheit in der Heimat, die Beweggründe ihrer Flucht und die alltäglichen Barrieren im neuen Lebensraum, die ihm seine Modelle während der Stunden im Atelier erzählten. Seinen künstlerischen Fokus legte er dabei nicht auf eine hyperrealistische Wiedergabe, vielmehr sind die Werke ein Versuch, die Eindrücke einer Begegnung zwischen zwei Menschen, dem Künstler und dem Modell, zu reflektieren und die Geflohenen aus dem Plural einer homogenen Masse herauszuheben.