Erstmalig trafen das zeichnerische Frühwerk von Käthe Kollwitz (1867–1945) und die selten gezeigten Fotografien Heinrich Zilles (1858–1929) aufeinander. Das Paula Modersohn-Becker Museum eröffnete mit der Ausstellung Nahsicht eine einmalige Perspektive auf die sich wandelnde Gesellschaft in Berlin um 1900. Im Mittelpunkt steht stets der Mensch. Vor allem Heinrich Zilles bislang selten gezeigte Fotografien verliehen der Ausstellung einen reportageähnlichen Charakter. Im Dialog dazu standen Meisterzeichnungen von Käthe Kollwitz, in denen einzelne Personen – oft auch die Künstlerin selbst – Aspekte ihres Lebens preisgeben.
Rund 120 Exponate zeigten Nahsicht in doppeltem Sinn: Sie präsentierten einen subjektiven, ungeschönten Blick auf das Großstadtleben der Jahrhundertwende, abseits des Schönen und aus der unmittelbaren Umgebung beider Künstler. Zille, der mit der Kamera durch Berlin flanierte, nutzte seine Fotos als Studien für seine berühmten Karikaturen und Zeichnungen. Die Arbeiten von Käthe Kollwitz sind frühe Skizzen und Studien der Künstlerin. Diese sehr privaten Werke lassen ein persönliches Bild der wachsenden Metropole zwischen 1900 und 1920 entstehen. Über das Dokumentarische hinaus fangen beide Künstler die Wirklichkeit abseits aller formalen oder motivischen Konventionen mit einem höchst sinnlichen Blick ein.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Sinclair-Haus in Bad Homburg.